Pressemitteilung von EDEN e.V. Rees zur SPD-Kiesveranstaltung Wesel am 5.3.2015

Die SPD Wesel bot den großen regionalen Kiesfirmen bereitwillig eine große Bühne für deren einseitige Selbstdarstellung. In die unkritischen Jubelgesänge reihte sich sogar die Weseler SPD - Bürgermeisterin Frau Ulrike Westkamp ein. Der Moderator des Abends, Landtagsabgeordneter Norbert Meesters (SPD), hielt den offenbar vorinszenierten Verlauf der Veranstaltung konsequent auf Kies-Kurs. Kritische Anmerkungen und nicht genehme Beiträge aus den Zuschauerrängen hatten keine Chance, sie wurden durch Wortabschneidung und sogar durch Mikrophon Abschaltung im Keim unterbunden. Der unbedarfte auswärtige Zuschauer musste sich verwundert die Frage stellen, welche Umgangskultur die SPD Wesel, einschließlich des Landtagsabgeordneten Meesters, mit anderen Meinungen hat. Wovor hat man Angst, vor welchen Karren hat sich die SPD spannen lassen?
Und das alles vor dem Hintergrund, dass die Entkiesungsfirmen sich seit Jahrzehnten am Unteren Niederrhein quasi wie in einem Selbstbedienungsladen ausdehnen konnten. Dabei diente nach dem Krieg die Kiesausbeute notwendigerweise dem regionalen Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur. Aber unmerklich entwickelte sich daraus seitdem bis heute eine wachsende Exportindustrie mit einem bis in heutiger Zeit erreichten Anteil von ca. 80% der Kiesausbeute. Zwangsläufige Folge war, dass immer mehr wertvolle Böden mit ihren vielfältigen wichtigen Funktionen gegen nutzlose Baggerlöcher ausgewechselt wurden.
Der Öffentlichkeit und den Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung wurde gebetsmühlenhaft gesellschaftlicher Mehrwert durch z.B. touristische Nachfolgenutzung einer Abgrabung angedient bzw. versprochen. Aber nirgendwo ist dies so verwirklicht worden. Dafür sind zwei Beispiele signifikant: Der versprochene Ferienpark „Bad Himmelblau“ in Rees als offizielle Begründung für die Norderweiterung ist nach Erteilung der letzten Abgrabungsgenehmigung „gestorben“, und die Xantener Freizeitseen-Infrastruktur existiert nur, weil in mehrstelligen Millionenbeträgen öffentliche Gelder fließen.
Zusätzlich ist die durch eine Abgrabung angeblich zu erreichende ökologische Aufwertung für die meisten Mitbürger nicht nachvollziehbar.
Nun wird in den letzten Jahren immer mehr Menschen bewusst, dass es so nicht weitergehen kann, dass der Niederrhein nicht mehr wie bisher die ganze Welt mit Kies und Sand versorgen kann. Immer häufiger werden Fragen in die Richtung gestellt: Wie müssen z. B. für die Zukunft die unmittelbaren und mittelbaren Kosten mit eingerechnet werden, die eine Abgrabung für Mensch und Natur in der jeweiligen Umgebung und im Naturhaushalt verursacht(Opportunitätskosten). Und wem gehören eigentlich diese Bodenschätze Sand und Kies, die einige Wenige zu ihrem eigenen wirtschaftlichen Vorteil und zum erwartenden zukünftigen wirtschaftlichen und ökologischen Nachteil für die Gesamtgesellschaft ausbeuten? Alles ungeklärte Fragen! Statt sich der Realität zu stellen, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann, versuchen die Kiesfirmen durch Charme-Offensiven und großangelegte Publikumsveranstaltungen die Fakten zu vernebeln und in den Hintergrund zu drängen. Sogar Drohungen mit Arbeitsplatzverlusten werden eingesetzt. Dabei werden doch durch den Kiesabbau langfristig alleine in der Landwirtschaft dauerhaft mehr Arbeitsplätze abgebaut als die Kiesindustrie selber unterhält (nachzulesen im Tagungsband zum Interregionalen Bürgerforum zum Kiesabbau am 21. März 2013 in Isselburg auf S. 54 – 57, „Isselburger Signal“), währenddessen die „Kieskarawane“ ständig weiterzieht.
Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen bei Veränderung der Rahmenbedingungen hat die Kiesindustrie, auch in Hinblick auf die Verantwortung für ihre Mitarbeiter, es offensichtlich bisher verpasst, neue Wege zu gehen. Einer wäre z. B., Möglichkeiten auf dem Gebiet des Recyclings auszuschöpfen.
EDEN setzt weiter auf einen offenen Dialog - und dabei auf das immer mehr wachsende Bewußtsein von Bürgern und Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung, dass nur ein anderer Umgang mit unserer Heimat eine Zukunftschance hat.

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