Kohlekraft überschwemmt Strommarkt

Gegner der Energiewende beklagen häufig, dass Wind und Sonne zu viel überschüssigen Strom erzeugen, der nicht gebraucht werde.

29.08.13 –

Gegner der Energiewende beklagen häufig, dass Wind und Sonne zu viel überschüssigen Strom erzeugen, der nicht gebraucht werde.

Im Extremfall führe das zu sogenannten „negativen Strompreisen“, also der absurden Situation, dass man Großverbrauchern Geld bezahlt, damit sie den Strom abnehmen.

Eine Studie im Auftrag der grünen Bundestagsfraktion hat diesen Vorwurf jetzt untersucht und kommt zu völlig anderen Ergebnissen:

Nicht Wind- und Sonnenstrom sind für die Stromüberschüsse verantwortlich, sondern vor allem unflexible Braunkohlekraftwerke, die auch in Zeiten geringer Stromnachfrage beinahe ungebremst weiterlaufen.

Und das Problem wird größer: Die Zahl der Stunden mit negativen Strompreisen hat im ersten Halbjahr 2013 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 50 Prozent zugenommen. Doch anstatt die nicht benötigten Braunkohlekraftwerke herunterzufahren, ließen die Betreiber sie mit einer Auslastung von bis zu 73 Prozent weiterlaufen. Das ist volkswirtschaftlich unsinnig - für diesen Strom muss sogar Geld bezahlt werden, damit er einen Abnehmer findet – und klimapolitisch unverantwortlich. Denn Braunkohle stößt mit Abstand die höchsten CO2-Mengen aller Brennstoffe aus.

Kohlekraft passt nicht ins System

Je mehr Wind- und Sonnenstrom in Deutschland erzeugt wird, umso wichtiger ist es, dass flexibel einsetzbare Kraftwerke zur Verfügung stehen, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Braunkohlekraftwerke sind dafür nicht geeignet: So dauert das Hoch- und Runterfahren eines Braunkohlekraftwerks neun bis 15 Stunden und damit viel zu lang, um schnell auf die variable Solar- und Windstromerzeugung zu reagieren. Hocheffiziente Gaskraftwerke benötigen gerade einmal 15 Minuten und können ihre Leistung bei Bedarf auf zehn Prozent drosseln. Doch gerade sie werden durch den Überschuss und die deshalb sinkenden Strompreise aus dem Markt gedrängt. Die Energiewende wird gegenwärtig durch diese Entwicklung massiv behindert, die Braunkohle profitiert. Das ist auch ganz im Sinne der schwarz-gelben Bundesregierung.

Merkel puscht Klimakiller

Merkels Energiewende macht die Braunkohle zum großen Gewinnerin des Atomausstiegs. Erst hat sie den Emissionshandel ruiniert und schützt den Klimakiller Braunkohle so vor lästig hohen CO2-Preisen. Jetzt gewährt sie ihm freie Fahrt im Strommarkt – auf Kosten der Verbraucherinnen und Verbraucher und der BetreiberInnen umweltschonender und effizienter Kraftwerke.

Die grüne Bundestagsfraktion will dagegen den weiteren konsequenten Ausbau der Erneuerbaren Energien. Wir wollen verhindern, dass unflexible Braunkohlekraftwerke weiter das Klima zerstören und die Netze verstopfen. Wir fordern die Einführung von Mindestwirkungsgraden für fossile Kraftwerke. Die vielfach uralten Braunkohlekraftwerke müssten damit schon bald abgeschaltet werden.

Schluss mit der Kohlesubvention

Außerdem wollen wir, dass Ausnahmeregelungen abgeschafft und für die geförderte Braunkohle eine Förderabgabe erhoben wird. Darüber muss der europäische Emissionshandel endlich zu einem wirksamen Klimaschutzinstrument gemacht werden. Dazu muss ein ambitioniertes EU-weites CO2-Minderungsziel für 2030 festgelegt werden. Außerdem braucht es die Einführung eines Mindestpreises und eine Stilllegung überschüssiger Zertifikate, damit das klimaschädliche CO2 wieder einen reellen Preis bekommt.

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