Sylvia Löhrmann in Voerde: "Gleiche Chancen für alle Kinder"

NRZ-Bericht über den Besuch der grünen Spitzenkandidatin Sylvia Löhrmann in Voerde am 14.4.2010

16.04.10 –

Voerde. Bevor die Spitzenkandidatin der Grünen in NRW in das eigentliche Thema des Tages, die Schulpolitik, einstieg, gab es erst einmal Allgemeines. Sylvia Löhrmann nutzte die Gunst der Stunde, um auf die „wichtigsten Punkte im Wahlkampf“ der Grünen einzugehen.

 

Eine Veränderung in Umwelt-, Klima- und Energiepolitik mit Ressourceneinsparung, CO2-Minderung und Investitionen in erneuerbare Energien müsse in NRW beginnen, damit die Klimaschutzvereinbarung eingehalten werden könne.

 

Unter dem Punkt „Gemeindefinanzen“ sprach sie sich sich gegen weitere Steuersenkungen aus. Dies könnten die Kommunen nicht verkraften. Bevor Löhrmann auf die Schulpolitik zu sprechen kam –  im Bereich Bildung tobt ihrer  Ansicht nach „besonders der Kampf“ – betonte sie mit Blick auf den Bundesrat die Bedeutung der NRW-Wahl: „Es ist eine Richtungswahl, es geht um viel am 9. Mai."

 

Beim eigentlichen Thema des Tages angekommen, stellte die bildungspolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion fest, dass aus dem seit Jahren entwickelten Schulsystem Hauptschule, Realschule, Gymnasium, Gesamtschule nicht einfach eine „Schule für alle“ gemacht werden könne. Dafür gebe es bundesweit keinen großen Konsens. „Wir können das nicht verordnen oder erzwingen, aber wir können es ermöglichen.“ Löhrmann verwies auf die demographische Entwicklung, auf rückläufige Schülerzahlen. Kleine Schulen seien so nicht lebensfähig, erklärte sie und plädierte für Gemeinschaftsschulen. Bestehende Schulen werden dabei zusammengeführt. Im Fall von Haupt- und Realschulen würden gymnasiale Standards eingebracht, benannte sie ein Beispiel. Die Handlungsfähigkeit der Städte und Gemeinden werde mit einer solchen Möglichkeit erweitert. Es gebe genug Kommunen, die sich auf den Weg machen wollen, so Löhrmann.

 

Die Grünen wollten ein längeres gemeinsames Lernen. Vorstellbar sei, dies in den Klassen fünf und sechs zu ermöglichen und dann Hauptschule, Realschule und Gymnasium in einzelnen Zweigen abzubilden. Auch könne man die Schüler  von der fünften bis zur zehnten Klasse gemeinsam lernen lassen, wobei aber zum Teil eine Qualifizierung greifen soll. Das, was die Grünen wollten, sei das „Gegenteil von Einheitsschule".

 

Anne Jung-Wanders, Leiterin des Gymnasiums, erklärte in der anschließenden Diskussion, dass sie es begrüße, wenn Kommunen flexibel auf die Bedürfnisse von Schülern und Eltern eingehen könnten.

 

Sie äußerte jedoch Zweifel an der Aussage Löhrmanns, an Gemeinschaftsschulen mit kleineren Klassen arbeiten zu können. „Wie stellen Sie sich vor, das zu finanzieren?“, fragte Jung-Wanders und erinnerte auch an das Problem des Lehrermangels. Hier müsse etwas am Berufsbild getan werden, erwiderte Löhrmann.

 

Sie sprach sich dafür aus, den „Soli-Ost“ zu einem Bildungs-Soli umzubauen. „Die Mittel sollten nach Bedarf, nicht nach Himmelsrichtung verteilt werden.“ Schulleiterin Jung-Wanders warnte davor, von der Fiktion auszugehen, dass alle Kinder gleich begabt seien und bei allen gymnasiale Standards angestrebt werden sollten. „Ich sage nicht, dass alle Kinder gleich sind; ich möchte, dass sie die gleichen Chancen haben“, entgegnete Löhrmann. Man stelle nicht in einem Alter von neun Jahren fest, wie sich ein Kind schulisch entwickle. Es dürfe kein Kind davon abgehalten werden, besonders viel zu lernen.

 

Auch über die Aufgaben der Lehrer heute wurde diskutiert. Eine Zuhörerin erklärte, dass die Anforderungen im außerschulischen Bereich immer größer würden und klagte über fehlende Unterstützung. Lehrer müssten sehr viel mehr Eltern- und sozialpädagogische Arbeit leisten. Es gelte, ein neues Arbeitszeiten-Modell zu entwickeln, so Löhrmann. „Kinder heute sind anders als die vor 50 Jahren."

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