Sven Giegold zur Bilanzkosmetik der Deutschen Bank

Der wirtschafts- und finanzpolitischer Sprecher der Grünen im Europaparlament kritisiert die impliziten staatlichen Subventionen.

22.05.14 –

Der wirtschafts- und finanzpolitischer Sprecher der Grünen im Europaparlament kritisiert die impliziten staatlichen Subventionen.

Was für ein Glück für die Deutsche Bank, dass sie dank großzügiger Bilanzierungsregeln Vermögensverluste direkt mit dem Eigenkapital verrechnen darf und so ihren Gewinn schönen kann. Nur dank der Blutspende neuer Eigenkapitalgeber kann die Deutsche Bank überhaupt Boni und Dividenden zahlen. Wie kann die BaFin das zulassen? Und wie lange wird es Aktionäre geben, die der Bank jedes Jahr frisches Eigenkapital geben, nur damit diese Boni und Dividenden zahlen kann?

Lieber Herr Fitschen, lieber Herr Jain, bringen Sie Ihre Bank in Ordnung. Verzichten Sie auf Dividenden und Boni solange Sie diese nur mit Kapitalerhöhungen finanzieren können. Die Märkte halten Sie immer noch für massiv unterkapitalisiert und unprofitabel. Nur dank der impliziten Staatsgarantie aufgrund Ihres too big to fail Status können Sie sich zu überlebensfähigen Konditionen refinanzieren. Wo bleibt Ihr Stolz? Es ist doch eine Schande, dass Sie auf Milliarden impliziter staatlicher Subventionen angewiesen sind.

Zeigen Sie der Welt, dass die Deutsche Bank eine sichere Bank ist.
Nehmen Sie entscheidend mehr Eigenkapital auf. Die angekündigten 8 Milliarden Euro sind ein Tropfen auf den heißen Stein.

Und lieber Herr Schäuble, warum lassen Sie zu, dass die Deutsche Bank zu Lasten ihrer Substanz Dividenden ausschüttet und Boni bezahlt? Warum haben wir eine Institutsvergütungsverordung in Deutschland, wenn sie nicht angewendet wird? Wenn eine Bank Eigenkapital verliert, kann von Erfolg doch keine Rede sein."


Weitere Hintergründe:

Die Deutsche Bank zeigt eine ungewichtete Eigenkapitalquote (leverage
ratio) von 3,1 %. In Basel wurden kürzlich die Regeln für eine leverage ratio beschlossen, die mindestens 3 % betragen muss. Derivate und außerbilanzielle Zweckgesellschaften, das Hauptversteck für toxische Wertpapiere, fließen jedoch nicht voll in die Berechnung ein. Trotz dieser neuen großzügigen Berechnungsweise erfüllt die Deutsche Bank die leverage ratio aber nur aufgrund von Übergangsregeln: von den 45 Milliarden EK, die für die leverage ratio zählen, sind 11,2 Milliarden kein echtes hartes EK. Mit echtem EK wären nur 2,35% Eigenkapital vorhanden!

Solange Großbanken in Europa nicht glaubwürdig abgewickelt werden, können sie sich zu subventionierten Zinssätzen Geld leihen. Auf 200 Milliarden Euro jährlich hat der IWF die impliziten Subventionen allein in der Eurozone beziffert. 36 Basispunkte (über Libor) musste die DB im Jahr 2013 für Anleihen mit durchschnittlich 4,4 Jahren Laufzeit bezahlen. Als Bank mit 2,35 % EK Quote. Das sind Zinsen, von denen manche Staaten in Europa vor ein paar Monaten noch geträumt hätten.

Die Deutsche Bank wendet immer noch dieselben Methoden an, um ihre Risiko zu modellieren. Laut Modell kann der kumulierte Jahresverlust im Handelsbuch maximal 0,46% betragen könne. Und laut Chefmathematiker beträgt die Prognosegüte für diese Vorhersage genau 99,98%. Mit der gleichen Prognosegüte wird vorausgesagt, wie groß die sogenannten operationellen Risiken aus z.B. einem Zusammenbruch der IT Systeme oder einem großem Betrugsfall sind. Mit 99,98% Sicherheit beträgt der Schaden weniger als 5,3 Mrd. Euro. Als ob man noch nie von einem London Whale gehört hätte. Schwarze Schwäne sind in Frankfurt nicht vorbeigeschwommen, also kann es auch keine geben.

Eine Deutsche Bank z.B. zaubert so aus 1.112 Milliarden Euro Aktiva im Investment Banking 119 Milliarden Euro risikogewichtete Aktiva. Die 7% von Basel III beziehen sich auf die fiktiven 119 Milliarden. Auf die echten 1,1 Billionen müsste die Bank regulatorisch also nur 0,7% Eigenkapital halten.

Die Börse zeigt der Deutschen Bank gegenüber hohe Skepsis. Obwohl die Bank in Bezug auf Bilanzsumme und insbesondere im Investmentbanking zu den führenden Banken weltweit gehört, ist sie in Bezug auf Unternehmenswert weit abgeschlagen: Die amerikanischen Banken Citibank 3mal, BoA 4mal und JPM 5mal so wertvoll. Auch die großen europäischen
Banken: die französiche BNP, gleich große Bilanzsumme aber 2,1 mal so wertvoll, die englischen Banken RBS und Barclays 30% und 40% wertvoller, obwohl diese in der Krise vom Staat aufgefangen werden musste. UBS gar 70% wertvoller.

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