BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Grüne Kreis Wesel

Kreisgrüne: Landesregierung vertieft soziale Gräben zwischen Schulformen

Diese Woche hat die Schwarz-Gelbe Landesregierung ihre erste Schulgesetznovelle eingebracht, die das Schulsystem in NRW auf „begabungsgerecht“ trimmen soll.

12.04.06 – von J. Bartsch, Quelle: Grüne Fraktion –

Zu den dann zu erwartenden Auswirkungen auf die Schullandschaft vor Ort erklärt das bündnisgrüne Mitglied im Kreisschulausschuss, Karl Gormanns: "Für das Ziel „begabungsgerecht“ sollen die Kinder schon mit neun Jahren einer verschärften Auslese unterzogen werden. Die Elternrechte beim Übergang in die weiterführende Schule werden entgegen allen Beteuerungen ausgehebelt. Das Gymnasium wird von den übrigen Schulformen abgekoppelt, denn die Schulzeit in der Sekundarstufe I soll einseitig verkürzt werden. 'Aufstiege' von der Hauptschule werden demnächst unmöglich, von der Realschule unwahrscheinlich werden. Damit wird die Durchlässigkeit weiter eingeschränkt.“

Begriffe wie 'Individuelle Förderung' und 'Versetzung als Regelfall' stehen nur noch auf dem Papier, so befürchten die bündnisgrünen Schulpolitiker, denn sie können von Schülerinnen und Schülern sowie den Eltern nicht rechtsverbindlich eingefordert werden. Außerdem bleibt es dabei, dass die Kommunen gezwungen werden, die Grundschulbezirke aufzulösen. Dies bedeutet die zunehmende soziale Spaltung in der Gesellschaft vom ersten Schultag an.

Doch die Novelle bietet noch weitere Kritikpunkte: Die Drittelparität von Eltern, Schülerinnen und Lehrerinnen wird wieder aus dem Gesetz gekippt. Eine 'Reform' der Oberstufe wird über das Knie gebrochen. Die geplanten Kopfnoten werden zu neuen Auseinandersetzungen über die Legitimation dieser Noten zwischen Eltern und Schule führen. Vor allem, wenn damit Berufschancen verknüpft werden. Bei der Schulleiterwahl werden die Kommunen aus der Schule ausgesperrt. Die Möglichkeiten, Verbundschulen zu schaffen, werden stark einschränkt.

Aus Sicht von Christian Drummer, ebenfalls Mitglied der bündnisgrünen Fraktion im Schulausschuss, versucht die Landesregierung, mit Konzepten des vorigen Jahrhunderts auf die Anforderungen im neuen Jahrtausend zu reagieren. „Die immer breiter vorgetragene Kritik an den Auswirkungen des gegliederten Systems wird ignoriert. Soziale Gerechtigkeit und volkswirtschaftliche Leistungsfähigkeit werden aber nur erreicht, wenn wir integrieren statt auszugrenzen. Schule muss allen Kindern Mut zum Lernen machen und ihnen den Erfolg zutrauen.“

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