Kein Schwein braucht Gentechnik

Futtermittelindustrie drängt auf mehr Gentech-Importe

26.11.07 – von Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf, Vizepräsident des Agrarausschusses im EP

Heute Mittag reden die Landwirtschaftsminister der EU am Rande des Ministerrats über Gentechnik und Zulassungsverfahren. "Einige Akteure der Futtermittelindustrie wollen uns weis machen, die Lebensmittelpreise in Europa würden steigen, weil wir aufgrund strenger Bestimmungen im Lebensmittelrecht keine billigen Gentech-Futtermittel einführen könnten, und fordern schnellere Zulassungsverfahren bzw. eine Toleranz für Verschmutzungen mit nicht-zugelassenen GVO", so Graefe zu Baringdorf, Europaabgeordneter für Bündnis 90/ Die Grünen. "Die EU Agrarminister dürfen sich keinen Bären aufbinden lassen: Nach der jetzigen Rechtslage darf die EU die Entscheidung, was als unbedenkliches Lebens- und Futtermittel zugelassen ist, nicht an die Lebensmittelbehörden der USA abgeben. Und außerdem ist die Aussage, dass die EU-Zulassungsverfahren für GVO für steigende Lebensmittelpreise verantwortlich wären, ein Märchen." 

"Es geht bei den Klagen der Futtermittelindustrie ausschließlich um Mais. Die in den USA und Südamerika angebauten Sojabohnen sind in der EU zugelassen. Den US-Maisexporteuren ist es anscheinend aufwendig und lästig, für den Export GVO-freien Mais, solchen GVO Mais, der in der EU zugelassen ist, und solchen Mais, der nicht in die EU eingeführt werden darf, zu trennen. Nun wird wieder mal die Strategie der schleichenden Kontamination versucht. Eine Strategie, die die Gentech-Lobby schon immer versucht hat", warnt Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung im EU Parlament. "Auf diese Strategie darf sich die EU nicht einlassen. Es ist weiterhin genügend gentechnikfreies und zugelassenes Futter für unsere Tiere vorhanden. Aber gentechnikfrei wird eben nur so lange produziert, so lange es nachgefragt wird. Deshalb wäre es falsch, nun auf der Nachfrageseite schwach zu werden und damit den Anbau von Gentech-Mais weiter anzuheizen. Wenn endlich auch Fleisch, Eier und Milchprodukte, die mit Hilfe von GVO-Futtermitteln hergestellt wurden, gekennzeichnet werden müssten, dann würden Verbraucherinnen und Verbraucher dafür sorgen, dass ausschließlich gentechnikfrei gefüttert würde." 

"Der Gentech-Mais ist resistent gegen Maiszünsler. Dieser Schädling ist jedoch vor allem in Monokulturen gefährlich, er kann auch durch eine geregelte Fruchtfolge bekämpft werden. Zudem sind Züchter bereits dabei, ohne Gentechnik resistente Sorten zu züchten, deren Marktreife in den nächsten Jahren erreicht wird. Es gibt nach wie vor kein Argument dafür, hier gentechnische Manipulation einzusetzen", so Graefe zu Baringdorf. "Die steigenden Lebensmittelpreise in der EU sind auf mehrere Faktoren zurückzuführen, darauf, dass eine Dürre die australische Ernte 2007 sehr gering ausfallen lies, dass heute viel Mais statt in Kuhmägen in europäische Biogasanlagen und amerikanisches Bioethanol geht und dass in Schwellenländern mehr Menschen Fleisch- und Milchprodukte essen wollen. Im Sinne einer nachhaltigen Versorgung der Menschheit mit Lebensmitteln dürfen wir nicht auf fragwürdige Techniken im Zusammenhang mit Monokulturen setzen, sondern auf Vielfalt sowie Zurückhaltung und eine strikte Überprüfung der Nachhaltigkeit beim Verfeuern von Lebensmitteln als Energierohstoff."

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