19.11.08 – von Quelle: Rheinische Post, 17.11.2008 –

Bündnis 90/Die Grünen fordern für den Kreis Wesel die Einführung eines sogenannten Sozialtickets, damit auch Bedürftige sich dauerhaft die Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln leisten können. Im Gebiet der Verkehrsgemeinschaft Niederrhein (VGN) kostet zurzeit ein Monatsticket 99 Euro. Das Sozialticket soll 15 Euro kosten. Im Gespräch mit RP-Mitarbeiter Christian Schwerdtfeger stellen Hubert Kück, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag, und die Vorsitzende des Ortsverbandes Moers, Elisabeth Hanke-Beerens, das Konzept vor.

Herr Kück, für wen soll das Sozialticket genau sein?

Kück Für alle Menschen, die Sozialleistungen beziehen. Das sind zurzeit rund 30000 Bürger im Kreis Wesel. Für die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel haben sie monatlich nur 15 Euro zur Verfügung. Da kann sich jeder bei den aktuellen Tarifen ausrechnen, dass ihre Mobilität sehr stark eingeschränkt ist. Das muss sich dringend ändern.

Die Idee klingt gut, aber ist sie für den Kreis auch bezahlbar?

Hanke-Beerens Wichtig ist, dass die VGN das Konzept unterstützt. Nur dann kann es funktionieren. Die Kommunen und Städte im Kreis sollen nichts dazu bezahlen, weil wir unter anderem eine Sozialneiddebatte vermeiden wollen. Das Sozialticket soll nicht mehr kosten als die 15 Euro, die den Bedürftigen jetzt schon zur Verfügung stehen.

Die Differenz von 84 Euro sollen also die Verkehrsbetriebe tragen?

Kück Auf den ersten Blick ist das sicherlich viel Geld, aber für die VGN entstehen dadurch keine Mehrkosten. Sie profitieren sogar davon. Stichwort Kundenbindung. Die meisten Bedürftigen werden ja nicht immer arbeitslos bleiben. Wenn sie jetzt merken, dass der öffentliche Nahverkehr etwas für sie macht, indem er einen großen Teil ihrer Fahrtkosten übernimmt, werden sie später, wenn sie einen Arbeitsplatz gefunden haben, auch wieder den vollen Preis für ein Monatsticket zahlen. Da bin ich mir sicher.

Der Kreis Unna führt zum 1. Dezember das Sozialticket ein...

Hanke-Beerens Richtig, aber das Modell kommt für uns nicht in Frage. Dort kostet das Ticket zwar auch 15 Euro, der Kreis Unna zahlt aber zusätzlich 34 Euro für jedes Ticket an die Verkehrsbetriebe. Das ist eine Ausbeutung des Haushaltes durch den öffentlichen Nahverkehr. So etwas wird es bei uns nicht geben. Unser Konzept ist bundesweit einzigartig.