Plädoyer für die Troglage

12.02.09 –

HAMMINKELN. Die Forderung der Mehrhooger nach der Troglage für die Betuwe-Linie hält Oliver Keymis, Vizepräsident des nordrhein-westfälischen Landtages, für sehr entgegenkommend und zurückhaltend. „Denn eigentlich wäre hier der Anspruch auf einen Tunnel gegeben", stellte der Grünen-Politiker gestern Morgen beim Besuch in Mehrhoog fest. Eine Einschätzung, die sein Landtagskollege Horst Becker, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, teilte.

Die Düsseldorfer Grünen-Politiker ließen sich vor Ort vom Vertreter der Mehrhooger Bürgerinitiative Axel Pansegrau und von Johannes Flaswinkel und Hubert Kück über die Situation informieren. Dabei wies Pansegrau auf die bestehende Diskrepanz der Angaben zur Belastung der Strecke hin. Während die Bahn mit 151 Zügen pro Tag die Berechnung für den Lärmschutz betreibe, tauchten die reelen Zahlen, nämlich allein 480 Güterzüge pro Tag aus den Niederlanden, überhaupt nicht auf. Mehr noch. Die Niederländer hätten bereits eine deutliche Steigerung der Transporte auf der Strecke einbezogen und für die dann erforderlichen Doppelstock-Container den Tunnel in Zevenaar extra auf eine Durchfahrtshöhe von zehn Metern ausgebaut. Pansegrau sprach in diesem Zusammenhang von einem Betrugsversuch der Bahn. Die würde die Belastungen klein rechnen, um möglichst wenig für den Lärmschutz tun zu müssen.

Diese Diskrepanz der Zahlen bezeichnete Horst Becker als erschreckend. Über Anfragen im Landtag werde seine Fraktion die Landesregierung zwingen, öffentlich die Zahlen zu nennen, von denen das Verkehrsministerium ausgehe. Überhaupt sehen die grünen Landespolitiker sowohl den Landes- als auch Bundesverkehrsminister in der Pflicht zu handeln. Noch sei die Bahn ein Staatsunternehmen und es könne nicht sein, dass die einen den Profit hätten und die Bürger entlang der Strecke den Preis dafür zahlen müssten. Das „Betuwe-Monster" ist für Oliver Keymis nur mit viel Geld gestaltbar. Dies bedeute zum Beispiel für Mehrhoog die Troglage für die Schienen, aber auch den Einsatz von „Flüsterbremsen" bei den Zügen und den Einbau von elastischen Schwellensohlen, die einen Lärm- und Erschütterungsschutz bieten. Wie auch die niederländischen Nachbarn könnte sich der Bund aus dem Topf „Transeuropäische Netze" bedienen.

Wahlen als Druckmittel

Die bevorstehenden Wahlen sollten durchaus als Druckmittel genutzt werden, um den politischen Gegner Farbe bekennen zu lassen, lautete die einhellige Forderung der beiden Landtagsabgeordneten. Das bestätigten auch Johannes Flaswinkel und Hubert Kück. Die Diskussion dürfe nicht von vornherein verloren gegeben werden, wie es FDP und CDU schon täten, kritisierte der Mehrhooger Flaswinkel. „Es ist Quatsch zu glauben, dass im Planfeststellungsverfahren noch Erfolge erzielt werden könnten." Er vermisse den Einsatz der örtlichen Landtags- und Bundestagsabgeordneten, stellte Kück enttäuscht fest. „Der Niederrhein verkommt zum Zonenrandgebiet. Die wirtschaftliche Entwicklung braust mit Getöse am Niederrhein vorbei." Auf der Güterstrecke herrscht schon jetzt reger Betrieb. Für Autofahrer bedeutet das lange Wartezeiten an der Bahnhofstraße, für Anwohner jede Menge Lärm.

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