Katholische Kirche immer noch ohne zeitgemäße Sexualmoral

Zum Schreiben des Vatikan über "die Zusammenarbeit von Mann und Frau in der Kirche und in der Welt" erklärt Volker Beck, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer: Dem neuen Dokument des Vatikan gelingt es nicht zu verschleiern, dass sich die Kirche in unserem Jahrhundert nicht zu recht findet.

13.08.04 –

Die katholische Kirche schafft es immer noch nicht die Gleichheit der Geschlechter anzunehmen und vor dem kanonischen Recht zu formulieren.

Sie hat nach wie vor keine zeitgemäße Sexualmoral.

Sie überbetont zu sehr „die leibliche Verschiedenheit, Geschlecht.“

In Rom wird zu viel an die Genitalien gedacht!

In der Kirche führt die Überbetonung der Verschiedenheit der Geschlechter immer noch dazu, dass Frauen keinen Zugang zum Priesteramt haben. Und auch der vom Heiligen Stuhl proklamierte „Genius der Frau“, die „Fähigkeit für die anderen“, führt die Frau im Gegensatz auch in diesem Papier zum Mann geradewegs zurück an Herd und fest in die Familie.

Der Mann, der sich um die Familie kümmert, bleibt weiter ungedacht.

„Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann noch Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus,“ an dieser befreienden Perspektive des Galaterbriefes geht die Erklärung der Glaubenskongregation vorbei.

Sie sperrt die Menschen weiter in die Geschlechterkategorien ein, die sie auch zu Herrschaftsausübung in der Männerkirche benötigt.

Das Vatikan-Papier zeigt auch, dass die katholische Kirche den Sinn der Gleichheit in den demokratischen Verfassungsstaaten nicht verstanden hat.

Gleichheit vor dem Gesetz, gleiche Bildungs- und Aufstiegschancen sind gerade die Voraussetzung einer Freiheit zur Verschiedenheit. Nur wenn Eigenarten keine Benachteiligungen mit sich bringen, gibt es auch die Freiheit, sich frei zu entfalten.

Ratzinger erkennt richtig, dass der Feminismus viel für die Gleichstellung von Homosexualität und Heterosexualität getan hat. Er hat das sexuelle Selbstbestimmungsrecht gegen die Herrschaft des Mannes in der Sexualität innerhalb und außerhalb der Ehe formuliert.

Hier hätte die Kirche manches zu lernen.

St. Pölten ist Menetekel für eine Sexualmoral, die die Menschen überfordert. Die Absage an Homosexualität, voreheliche Sexualität, Masturbation und Empfängnisverhütung stellt eben nicht den Respekt vor dem sexuellen Selbstbestimmungsrecht in den Mittelpunkt, sondern eine Moral, die Sexualität nur mit dem Ziel der Fortpflanzung kennt und die Gabe der Sexualität zurückweist. Zwischen sexuellen Übergriffen und Übertretungen der Sexualvorstellungen wird nicht scharf genug differenziert.

Auf einen Wandel der Haltung zur Homosexualität kann erst gehofft werden, wenn Frauenordination möglich und das zwangsweise Zölibat der Priester überwunden ist. Bis dahin wird Sexualität und somit auch Homosexualität immer als Bedrohung erlebt werden.

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