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04.12.08 –
Die Energiekonzerne gehören in Deutschland zu den Unternehmen mit dem schlechtesten Ruf. Zu Recht. Mit ihren ständigen und nicht nachvollziehbaren Preiserhöhungen, ihrem faktischen Vertragsbruch beim Atomausstieg und ihrer Blockadehaltung gegenüber Klimaschutz und Verbraucherrechten haben sie das Vertrauen der Kunden selbst verspielt.
Wie der RWE-Konzern jetzt aber mit seinem neuen Tarif "Pro Klima Strom", der die Lieferung von 2/3 Atomstrom und 1/3 Strom aus Wasserkraftwerken anbietet, gutgläubige Kunden abzocken will, ist geradezu der Gipfel der Dreistigkeit. Denn der von der RWE bekundete "Klimavorteil" ist eine handfeste Lüge. Bei diesem Tarif wird keine einzige Tonne CO2 eingespart und somit auch das Klima nicht geschützt – weil keine neuen Erneuerbare-Energien-Anlagen gebaut werden. Es kommt nur zu einer theoretischen Umverteilung bei der Kundenbelieferung mit Strom. Zu Ende gedacht, kommt jetzt mehr Kohlestrom bei den anderen RWE Kunden aus der Steckdose.
Der Tarif nutzt nur RWE selbst. Denn mit dem Atomstrom-Tarif vergoldet sich der Konzern die längst abgeschriebenen Atomkraftwerke, z. B. in Biblis. Hier wird – nicht zuletzt wegen der üppigen Subventionen – Strom für nur etwa 2 Cent pro Kilowattstunde erzeugt. Dieser Strom wird jetzt für über 23 Cent pro Kilowattstunde, also zum 11-fachen Preis verkauft. Auf die dreiste RWE-Abzocke kann es nur einen Antwort geben: den Anbieterwechsel!
Ökostrom ist billiger
Ökostrom kostet im bundesweiten Durchschnitt nur 18,9 Cent, er ist damit über 4 Cent pro Kilowattstunde preiswerter als der Atomstrom-Tarif von RWE. Wer das Klima wirklich schützen will, sollte auf Ökostrom umsteigen. Unter www.atomausstiegselbermachen.de findet man dafür seriöse Anbieter. Weil der Ökostrom-Preis wegen der Unabhängigkeit von Brennstoffimporten kaum steigt, ist für das kommende Jahr zu erwarten, dass Grüner Strom bald überall billiger sein wird als Normalstrom. In vielen Städten ist das heute bereits der Fall.
Skrupellos bei Atom und Kohle
RWE ist der mit Abstand klimaschädlichste Energieerzeuger in Europa, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie des Beratungsunternehmens Price Waterhouse Coopers zeigt. RWE-Kraftwerke stießen im vergangenen Jahr 147 Millionen Tonnen CO2 aus, 3,5 % mehr als ein Jahr zuvor. In Deutschland verursachte jede von RWE erzeugte Kilowattstunde knapp 900 Gramm des Klimagiftes – ein trauriger Rekord, vergleichbar nur mit der Schadstofffracht chinesischer oder indischer Kohlekraftwerke.
Und auch bei der Atomenergie ist der RWE-Konzern alles andere als zimperlich. Rund 1,5 Milliarden Euro will Konzern-Chef Jürgen Großmann in den Bau des Atomkraftwerks Belene in Bulgarien investieren. Der Konzern bewirbt sich außerdem um eine Beteiligung an dem umstrittenen Atomkraftwerk Cernavoda 3 & 4 im Süden Rumäniens. Beide Projekte wurden zu Sowjetzeiten geplant und nach der Wende verworfen. Sie liegen in einer Region, in der regelmäßig starke Erdbeben stattfinden, und gehören deshalb zu den risikoreichsten Atomprojekten, die derzeit in Europa geplant sind. Das Belene-Projekt steht kurz vor einer Entscheidung bei RWE, noch aber hat Großmann keine Mehrheit im Aufsichtsrat.
Über 20.000 Menschen haben sich an der Kampagne „FINGER WEG!“ von Urgewald und Campact beteiligt und somit gegen das waghalsige und gefährliche Projekt protestiert. (Mehr Infos unter: http://www.campact.de/atom2/sn4/signer)
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