Naturschutz bringt Rendite

Investitionen in den Schutz von Naturlandschaften sind eine der besten Geldanlagen für die Gesellschaft.

30.09.02 –

Dies ist das Ergebnis von Berechnungen amerikanischer und britischer Wissenschaftler. In der Wissenschaftszeitung "Science" berichteten sie, dass jeder in den Naturschutz investierte Euro der Menschheit den Gegenwert von 100 Euro einbringt. Mehr als 300 Studien haben die Wissenschaftler durchforstet, um den Nutzwert intakter Ökosysteme mit den Profiten aus Landwirtschaft und Fischerei nach der Umwandlung zu vergleichen.

Auf der einen Seite standen dabei Dienste wie die Klimaregulation, Hochwasserschutz, Bodenbildung, Nährstoffrecycling und der Gegenwert wild lebender Tier- und Pflanzenarten für Nahrung, Brennstoffe und Arzneimittel. Auf der anderen Seite wurden beispielsweise Einnahmen aus dem Verkauf von Tropenhölzern, Palmöl, Gummi, Getreide oder Meeresfrüchten berechnet.

Ob in den Wäldern Malaysias oder am Mount Cameroon in Afrika, in den Mangrovensümpfen Thailands oder bei philippinischen Korallenriffen - stets ergab sich das gleiche Bild: Mit der Umwandlung der Natur- in Kulturlandschaften verringerte sich deren wirtschaftlicher Wert erheblich - im Durchschnitt um mehr als die Hälfte.

So gewinnen beispielsweise die Shrimps-Farmen Thailands durchschnittlich 16.700 Dollar pro Hektar im Jahr. Doch die Mangrovensümpfe, die dafür weichen mussten, hatten den Bauern Holz und Kohle sowie andere Erzeugnisse des Waldes geliefert, sie hatten vor Stürmen geschützt und gleichzeitig als Brutstätte für zahlreiche Fischarten gedient. Der Gegenwert dieser Leistungen summierte sich auf 60.400 Dollar und übertraf die Profite nach der Umwandlung somit um das Vierfache.

In Kanada haten die Farmer für die Trockenlegung von Feuchtgebieten beträchtliche Subventionen eingestrichen; zusammen mit dem Getreideanbau erreichten sie nun Gewinne von 3.700 Dollar pro Hektar. Verloren waren indes die Erträge aus Jagd, Fischfang und Fallenstellerei im Gegenwert von 8.800 Dollar.

Die Umwandlung von Naturlandschaften in wirtschaftliche Nutzflächen habe in der Vergangenheit in den meisten Fällen der Gesellschaft insgesamt genutzt, scheiben die Experten. Heute aber habe sich das Bild gewandelt: Von der Umwandlung profitiere meist nur eine kleine Zahl von Privatleuten oder Firmen - zu Lasten der Gesellschaft.

"Aus einer globalen Perspektive der nachhaltigen Nutzung von Ressourcen betrachtet, macht die Umwandlung der verbleibenden Naturlandschaften keinen Sinn mehr", betonen die Experten unter Leitung von Andrew Balmford von der britischen Universität Cambridge. Vielmehr habe man neben soziokulturellen und moralischen Gründen auch einen klaren wirtschaftlichen Anreiz, die verbleibenden intakten Ökosysteme zu schützen.

Trotzdem schrumpfen die letzten Naturlandschaften mit Ausnahme der borealen Regenwälder weiter - und zwar um durchschnittlich 1,2 Prozent pro Jahr, wie der World Wildlife Fund und das Ernährungsprogramm der Vereinten Nationen anhand von Daten aus den 70er Jahren bis 1997 ermittelt haben. Die Ökoexperten berechneten daraus den Nettoverlust für die Menschheit auf etwa 250 Milliarden Dollar jährlich.

Die Forschergruppe schlägt ein gewaltiges Naturschutzprogramm vor. Die Investitionen zum Erhalt der natürlichen Umwelt sollten von derzeit 6,5 Milliarden Dollar jährlich erhöht werden. Bezahlt werden könne das Programm durch den Abbau unsinniger Subventionen. Damit ließen sich 15 Prozent der Landflächen und 30 Prozent der Weltmeere erhalten, sagen die Forscher. Dies sei ein "hervorragendes Geschäft", denn das weltweite Netzwerk von Naturschutzregionen würde den Gegenwert von 4.400 bis 5.200 Milliarden Dollar jährlich an Gütern und "Umweltdienstleistungen" abwerfen. "Das Kosten/Nutzen-Verhältnis liegt also bei 100 : 1", heißt es in der Fachpublikation.

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