Mastbetrieb: Kritik wächst

Grüne und BUND zweifeln das Genehmigungsverfahren zum geplanten Hähnchenmastbetrieb in Üfte an: alte Daten, eine unsachgemäße Prüfung beim Kreis. Für Ärger sorgt ein Brief eines Verwaltungsmitarbeiters.

30.05.09 – von von Julia Nakötter,Rheinische Post, Wesel30. Mai 2009 –

Schermbeck Die Kritik am geplanten Hähnchenmastbetrieb in Üfte wird größer: Grüne und BUND haben sich im Kampf gegen den Bau der Anlage einen Gutachter aus Goslar an die Seite geholt. Knut Haverkamp, BUND-Mitglied und Sachverständiger für Immissionsschutz, hat sich in Üfte umgesehen und eine Stellungnahme zum Geruchsgutachten des Antragsstellers verfasst. Ulrike Trick, Sprecherin der Ortsgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz fasst die Ergebnisse zusammen: „Das Gutachten des Antragsstellers basiert auf alten Daten.“ Konkret sind Wetterdaten aus den Jahren 1981 bis 1990 gemeint.

„Normalerweise ist es üblich, die aktuellen Zahlen beim Deutschen Wetterdienst anzufordern, um eine Ausbreitungsprognose erstellen zu können. Das ist nicht geschehen.“ BUND und Grüne wollen dies nun nachholen, haben die Daten über Luftströme etc. beim Deutschen Wettedienst angefordert. „Dies ist jedoch mit Kosten von rund 600 Euro verbunden. Im Anschluss wollen wir ein Gegengutachten erstellen lassen“, sagt Trick.

Zudem sei auch das zweite Geruchsgutachten des Antragsstellers fehlerhaft. Trick: „Die Tierzahlen stimmen nicht. Es gibt keine Lärm- und Staubprognose, keine Ammoniakwerte.“ Zur Emissionsstärke sagt der Sachverständige aus Goslar: „Auffällig ist, dass die Gutachter fast ausschließlich am unteren Ende der gemessenen Werte liegen und diese teilweise noch deutlich unterschreiten. Dabei stellen sie weder dar, wie sie zu ihren Faktoren kommen, noch woher sie diese beziehen.“

Dr. Christian Winterberg (Grüne) und Ulrike Trick werfen dem Kreis Wesel als Genehmigungsbehörde vor, die Glaubwürdigkeit beider Geruchsgutachten nicht hinterfragt zu haben. „Das ist erst auf unsere Anregung hin geschehen“, sagt Trick. Anwohner Dieter Chlebusch hat unlängst eine Fachaufsichtsbeschwerde bei der Bezirksregierung eingereicht (RP berichtete). Für Ärger sorgt zudem ein Leserbrief, der jüngst in einer Zeitung zu lesen war. Darin schießt ein Mitarbeiter der Kreisverwaltung (Bauaufsicht) als Privatperson gegen die Gegner des Hähnchenmastbetriebes. „Das darf nicht geschehen. Es handelt sich um ein schwebendes Verfahren, bei dem noch so viele Frage offen sind“, sagt Hubert Kück, Landratskandidat der Grünen. Er sieht den Landrat in der Pflicht. „Das Geschmäckle muss ausgeräumt werden.“

Den Brief kommentiert Fachbereichsleiter Willi Rittmann: „Das war nicht sehr klug.“ Konsequenzen schließt er aus. „Der Mitarbeiter ist nicht im Genehmigungsverfahren tätig. Dies obliegt der Fachgruppe Immissionschutz.“ Interne Berührungspunkte gebe es nur im Bereich Baugenehmigung.

- /JULIA NAKÖTTER

Quelle:
Verlag: Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Publikation: Rheinische Post Wesel
Ausgabe: Nr.124
Datum: Samstag, den 30. Mai 2009
Seite: Nr.12

Weitere Informationen zum Thema und für Verbraucher:
http://www.gruene-kreis-wesel.de/index.php?id=209

 

Kategorie

Kreisfraktion | Kreisverband