Jeder auf seine Art und alle gemeinsam

INNENSTÄDTE / Was tun die Kommunen vor dem Hintergrund von Centro und Multi Casa? Fingerzeige beim Fachgespräch der Grünen.

10.03.04 – von J. Bartsch, Quelle: NRZ 9.3.2004 (Joachim Freund) –

KREIS WESEL. Wesel hat zugelegt. Mit der Aufwertung des innerstädtischen Angebotes durch Ansiedlungen wie H & M oder New Yorker seien 2003 wieder mehr Einkäufer in die Stadt gelockt worden, sagte Wilhelm Bommann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, bei einer von Hubert Kück moderierten Veranstaltung der Kreis-Grünen im Kreishaus zur Situation der Innenstädte. Vor dem Hintergrund von Centro und Multi Casa bleibt indes Handlungsbedarf. Das gilt auch für die anderen Städte und Gemeinden im Kreis. Motto: Jeder auf der Basis eigener Stärken, aber in Abstimmung untereinander. Die Wege, so wurde klar, können dabei unterschiedlich sein.

In Hiesfeld etwa schafft es die rührige Werbegemeinschaft, durch eigene Aktionen Geld zu sammeln, um damit den Einkaufsbereich z verschönern. Die Erfahrung: Wenn der Handel solcherlei Engagement zeige, erhalte er auch Hilfestellung der Kommune und anderer Einrichtungen.

Für zu bürokratisch hält der Moerser Initiativkreis das Förderprogramm des Landes zur Schaffung so genannter Immobilien- und Standortgemeinschaften. Im Gegensatz zu Moers hat sich Wesel für dieses Programm beworben, das Christian Müller vom Landesbüro Stadtmarketing NRW erläuterte. Bei der Förderung des gemeinsamen Engagements von Privaten (Hauseigentümer, Händler) und Kommunen zur Aufwertung wenig frequentierter Innenstadt-Teile wolle man Qualität und deshalb auch Konzepte. Neu ist, dass auch erste Umsetzungsmaßnahmen finanziert werden.

Ziel ist, dass Händler und Hausbesitzer mit Unterstützung von Fachleuten und Verwaltung eine Art eigenes Management für ihr "Quartier", ihre Straße, ihren Einkaufsbereich entwickeln und betreiben. "Nichts anderes tun die Einkaufszentren", sagte Müller. Im März soll bekannt werden, ob Wesel beim Pilotprojekt des Landes berücksichtigt wird.

Stadtplaner Rolf Junker, der in Wesel den Stadtmarketing-Prozess betreut und ein Innenstadt-Konzept erstellt, betonte, dass von jedem dieser Quartiere eine eigene Spannung ausgehen müsse. Er sagte auch: "Gesundschrumpfen darf kein Fremdwort mehr sein" und wandte sich damit gegen das Bestreben der Städte, sich auf einen Wettkampf gleichförmiger Einkaufszentren einzulassen. Für die Industrie- und Handelskammer sprach Astrid Schulte von einer Spirale des ruinösen Flächenwettbewerbs. Wesel liegt bei den Einkaufsflächen kreisweit mit vorn.

Es werde nicht leicht sein, die Hausbesitzer ins Boot zu holen, sagten alle, und die Politiker zum nötigen regionalen Denken zu bewegen. Aber es gilt wohl auch, was Ursula Sönnichsen von der Hiesfelder Werbegemeinschaft sagte: "Wenn wir alle begriffen haben, dass wir selber was tun müssen, dann wird es viel einfacher."

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