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18.05.11 –
Genau 25 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl hat sich im japanischen Fukushima eine vergleichbare Katastrophe ereignet. Bitter bestätigt wurde dadurch eine Studie der deutschen Reaktorsicherheitskommission, wonach
bei weltweit über 400 Atomkraftwerken mit hoher statistischer Wahrscheinlichkeit alle 25 Jahre ein Unfall von der Dimension Tschernobyls geschieht.
Fukushima beweist, dass das sogenannte Restrisiko ein reales und ethisch nicht vertretbares Risiko ist und kein Land mit Atomkraftwerken davor sicher ist. Besagte Sicherheitsstudie rechnet bei einem GAU in Deutschland mit 14000 sofortigen Todesfällen und 100 000 Toten in den folgenden Jahrzehnten. Das damit verbundene menschliche Leid erschließt sich nicht durch nackte Zahlen und sprengt alle Vorstellungskraft. Gleiches gilt für die monetären Folgen eines derartigen Unfalls in Deutschland. Einer Berechnung des Bundeswirtschaftsministeriums folgend lassen sich diese heute mit 8 000 Milliarden Euro veranschlagen - etwa das 25-fache des letztjährigen Bundeshaushalts. Gerade einmal 0,1 Prozent sind von den AKW-Betreibern versichert. Das Restrisiko der scheinbar so billigen Atomstromproduktion trägt damit die Allgemeinheit.
Der BUND kämpft deshalb mit guten Argumenten seit seiner Gründung 1975 gegen die Atomenergie. Mit unserem Engagement sind wir zur Speerspitze des Widerstandes gegen die im Herbst beschlossene Laufzeitverlängerung geworden. Seit Jahrzehnten fordern wir den Ausstieg aus der Atomenergie- und zwar nicht irgend wann, sondern sofort, das heißt ohne schuldhaftes Verzögern. Denn wir erleben am Beispiel Fukushimas die Hilflosigkeit eines Hochtechnologielandes angesichts einer solchen Katastrophe - und zudem ihre Bagatellisierung, die Ignoranz gegenüber den Erfordernissen des Strahlenschutzes und die schiere Unmöglichkeit, in einem dicht besiedelten Land ganze Regionen und Großstädte zu evakuieren. Für Jahrzehnte und Jahrhunderte werden die Japaner mit den Folgen der Katastrophe von Fukushima leben müssen, so wie die Menschen in der Ukraine mit den Folgen von Tschernobyl. Das atomare Risiko sprengt damit den Rahmen anderer zivilisatorischer Risiken, zumal wenn diese -wie im Auto- oder Flugverkehr- freiwillig und individuell eingegangen werden.
Der BUND-Bundesverband hat deshalb seinen Einsatz für eine Energiewende erheblich intensiviert. Unterstützt werden wir dabei durch zahlreiche Basisgruppen und alle unsere Landesverbände. Machtvolle Demos im Frühjahr mit Hunderttausenden von Teilnehmern haben so viele Menschen wie noch nie für den AKW-Ausstieg auf die Straße gebracht. Hunderte von Mahnwachen finden nach wie vor überall in Deutschland statt, um die Bundespolitik endlich zum Handeln zu zwingen. In unserem Sechs-Punkte-Plan haben wir verdeutlicht, dass mit den drei >>E<< - Energiesparen, Energieeffizienz, erneuerbare Energien - der sofortige Atomausstieg und eine ökologische Energiewende auch in kürzester Zeit möglich ist.
Gegen die Macht der vier Atomkonzerne und der mit ihr verbündeten Wirtschaft und Politik müssen wir neue Allianzen schmieden. Allianzen von unten, mit Stadtwerken, den Verbänden der erneuerbaren Energien, innovativer Industrie und Handwerk sowie umweltengagierten Verbänden, den Kirchen und Kommunen. Nötig ist eine politische Richtungsentscheidung gegen Atom- und Kohlekraftwerke, für erneuerbare Energien, dezentrale ersorgungsstrukturen und eine Qualitätsplanung der Gemeinden, für deutlich mehr Windenergie in Süddeutschland und für eine rationelle Energienutzung etwa durch Kraft-Wärme-Kopplung.
Dabei werden zunehmend die Gemeinden zum Ort des Handelns und der Umsetzung. Gerade wir als basisdemokratischer Verband mit über 2 000 Orts- und Kreisgruppen können entscheidend zur kommunalen Energiewende beitragen. Wichtige Bausteine eines solchen Zukunftskonzepts sind längerfristige Prognosen zur Energienutzung, Spar- und Effizienzberater sowie kommunale Energieagenturen. Der Ausstieg aus der Atomenergie ist der Einstieg in eine solare Zukunft, in der wir ausschließlich regenerative Energie einsetzen, maßvoll und ethisch verantwortbar gegenüber kommenden Generationen. (...)
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