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28.02.08 –
Die Gegner des geplanten Bioenergiezentrums Xanten haben gestern prominente Verstärkung erhalten. Bärbel Höhn, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, warnte vor „unkonkreten Planungen“.
Aus ihrem Herzen machten die Nachbarn der zwischen Xanten und Labbeck gelegenen, ehemaligen Raketenstation keine Mördergrube: Johannes Spandern, Wilhelm Lensing und Hubertus Rensing wandten sich beim Besuch der früheren NRW-Umweltministerin bei ihren Parteifreunden in Xanten gegen eine Änderung des Flächennutzungsplans, bevor die Investoren nicht klipp und klar ihr Vorhaben konkretisiert haben. Von Aquafarming bis Hackschnitzeln seien inzwischen jede Menge von so genannten innovativen Konzepten zur Kreislaufwirtschaft die Rede gewesen, zog Spandern im Hotel van Bebber ein Fazit. Neuerdings sei die Produktion von Zellulosedämmstoffen aus Gras in Rede. Und wenn bis zu 250.000 Tonnen Biomasse im Jahr verarbeitet werden sollten, dann dürfe man auf mehr Rohstoffe kommen, als der Müllverbrennungsanlage Asdonkshof im gleichen Zeitraum zufließen.
Der Spagat
Ein Argument, das auch die Ministerin nachvollziehen konnte: „Hier wird offensichtlich die Katze im Sack gekauft“, sagte Höhn und wagte einen Spagat: Im Grundsatz sei Bioenergie nicht schlechtes –, wenn sie denn im Rahmen eines bäuerlichen Familienunternehmens zum Tragen komme. Wie bei jeder Energieerzeugung sei das eine Frage der Menge. Windkraft werde schließlich auch nicht überall eingesetzt, sondern nur da, wo sie sinnvoll sei. Wo Projekte zu groß dimensioniert seien, komme es immer zu Verwerfungen des Marktes. Wenn Investoren nicht ihre wahren Absichten preisgeben würden, wüssten sie entweder selbst nicht, was rauskommt oder sie wüssten, dass ihr Vorhaben auf keine Akzeptanz stießen. In beiden Fällen müssten die Entscheidung des Rates auf jeden Fall verschoben werden, forderte die 55-jährige Bundestagsabgeordnete. Wobei sie genau in die Kerbe der Orts-Grünen stieß. Die hatten nämlich, so ihr Ratsfraktionsvorsitzender Eberhard Ritter, bei einer Informationsveranstaltung für die Ratsmitglieder am Mittwochabend von einem der sechs Investoren eine eindeutige Auskunft genau zu dieser Problematik erhalten: Es könnten keine Konzepte vorgelegt werden, weil es noch kein Konzept gebe, soll der Investor laut Ritter erklärt haben. Bärbel Höhn hielt das für außerordentlich gefährlich: Das nähre den Verdacht, dass die Stadt einen Freifahrschein ausstellen wolle. Zumal vom Lkw-Verkehr bis zu Naturschutzfragen jede Menge ungeklärt sei.
Naturschützer wollen klagen
Darauf verwiesen auch Dr. Christian Winterberg, Geschäftsführer des Kreisvorstandes der Grünen, und Ulrike Trick vom BUND. Das in Frage stehende Gelände grenze an ein Naturschutzgebiet und sei durch die Ansiedlung bestimmter Tiere längst als faktisches Vogelschutzgebiet anzusehen. Dort ein Bioenergiezentrum anzusiedeln, werde auch vom Kreis Wesel und von der Bezirksregierung kritisiert. Gegen einen entsprechenden Bebauungsplan würden die Umweltschutzverbände auf jeden Fall ein Normenkontrollverfahren einreichen. Allerdings: Erst muss der Rat bearbeitet werden“, gab Höhn den Xantener Grünen mit auf den Weg.
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